Wir beide nahmen die Muschel by Hendrix Heinz

Wir beide nahmen die Muschel by Hendrix Heinz

Autor:Hendrix, Heinz [Hendrix, Heinz]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


El Acebo — Ponferrada

16 km, 45 m Aufstieg, 620 m Abstieg

Donnerstag, den 19. Mai 2011

Nach einer ruhigen Nacht und einem dürftigen Frühstück gingen wir ausgeschlafen um 7:15 Uhr los. Nach 50 Meter hatten wir den Ort schon hinter uns gelassen. Tiefschwarzen Wolken hingen über den mit Schnee bedeckten Bergen. Bevor wir gingen, meinte der Hospitalero, es würde keinen Regen geben. Wie schön für uns, wenn es auch so wird. 620 Meter mussten wir heute absteigen, es wird ein sehr schweres Stück Arbeit werden. Wir gingen wieder unseren Geröllweg, er war genau so schlecht wie gestern. Nur nicht zu nahe zusammen bleiben. Jeder muss mindestens zwei Meter freie Sicht nach vorne haben, um rechtzeitig Hindernissen ausweichen zu können. Die Landschaft des Bierzo tut sich nach und nach auf. Karge Höhenzüge mit spärlichem Bewuchs, durchschnitten von grünen Tälern und tiefen Schluchten, in welchen kleine Bäche fließen. Es war traumhaft anzusehen, aber wir konnten es nur genießen wenn wir eine kurze Zeit verweilten. Es war zu gefährlich, sich ablenken zu lassen. Ein falscher Schritt und alles wäre für uns beide beendet gewesen. Die ersten Sonnenstrahlen durchbrechen die dunklen Wolken, ganz unten vor uns im Tal liegt Ponferrada von Wolken abgedeckt noch im Dunkeln. Wir haben Gottes Schöpfung auf uns wirken lassen. Den Weg säumen nun viele Esskastanienbäume. Manche haben einen Durchmesser von 1,80 m. Solche Riesen hatten wir noch nie gesehen. Nach einer Stunde hatten wir den Ortsanfang von Riego de Ambros erreicht und machten eine kurze Pause. Zweihundert Meter Abstieg hatten wir geschafft. Nur nicht zu lange stehen bleiben, dafür war das Wetter zu unsicher. Der sehr steil abfallende Weg ging weiter durch große Esskastanienwälder. Diese knorrigen Riesen sehen fast aus wie Gespenster. Nach weiteren eineinhalb Stunden haben wir Molinaseca mit 600 Einwohner erreicht. Vorbei an der Pfarrkirche Parroquia de San Nicolas de Bari, eine neue Brücke führt uns über den Río Meruelo in die Straße Calle Real, welche von sehr gut erhaltenen ehemaligen Adelshäusern gesäumt ist. Ein sehr einladender Ort, wo wir gerne einen Tag verweilt hätten. Leider reicht es nur für eine längere Pause. Im Außenbereich einer Bar saßen zwei bekannte Pilgerinnen und wir setzten uns zu ihnen. Der Wirt erzählte, dass seine Mutter heute Morgen einen Kuchen gebacken hätte und der wäre etwas ganz besonderes. Den wollten wir natürlich probieren. Es war eine absolute Köstlichkeit, gefüllt mit Schweinefleisch, Zwiebeln, Kartoffeln und noch vielem mehr. Da hätte ich gerne das Rezept von gehabt. Wir durchschritten diesen herrlichen Ort. Die Sonne kam raus und es wurde sehr schnell warm. Leider führte der Weg nach Ponferrada uns über eine endlos eintönige Landstraße. Der Asphalt gab uns den Rest. Wir waren nur wenige Stunden gegangen aber körperlich fix und fertig. Nur die Rufe des Kuckucks haben uns wie an jeden Tag begleitet. Mal war er sehr nahe, oft sehr weit von uns entfernt, gesehen haben wir ihn nie. Es gab nun wieder zwei Möglichkeiten um ans Ziel zu gelangen. Weiter über diese Landstraße oder einen 30 Minuten längeren Weg über Campo, über eine Brücke über den Río Boeza vorbei an der berühmten Templerburg zur Albergue.



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